Die Antragsstellung für Ganztagsangebote (in Sachsen) wird
vereinfacht. Ob gut oder schlecht für unsere Schulen, gibt es doch die
Möglichkeit Medienprojekte zu integrieren. Doch reicht das? Kann eine Schule
dies allein stemmen?
Bei externen Angeboten geht es vor allem um die Vermittlung
dringend benötigter Kompetenzen in Sachen digitaler Medien, mit denen unsere
Kinder und Jugendlichen jeden Tag konfrontiert werden. Sie leben bereits in
dieser digitalen, von Medien bestimmten Welt. Werden diese nur konsumiert oder
gibt es eine gesunde Reflexion der dargebotenen Informationen?
Zur Bedeutung der Medienkompetenz an unseren Schulen
beantwortete mir Herr Andreas Golinski, Medienpädagoge und freier Journalist,
einige Fragen.
1. Herr Golinski, Sie arbeiten seit vielen Jahren
mit Kindern und Jugendlichen als Medienpädagoge. Wie schätzen Sie bestehende
Medienkompetenz in Schulen ein?
Die Medienkompetenzvermittlung an den
Schulen ist sehr unterschiedliche ausgeprägt, obwohl sie fester Bestandteil der
Lehrpläne ist. Da es kein reines Fach Medienkunde gibt, ist es oft dem
Engagement der Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort überlassen, wie stark sie die
Medienkompetenzvermittlung in ihren Unterricht einbauen. Hinzu kommt, dass die
technische Ausstattung der Schulen eher bescheiden ist. Bereits in der
Lehrerausbildung fristet die Medienpädagogik eher ein kümmerliches Dasein. Von
Seiten der Politik wird hierbei gern auf die Vielzahl von medienpädagogischen
Vereinen und Einrichtungen verwiesen. Obwohl diese zweifellos eine engagierte
und gute Arbeit leisten, können sie den Bedarf an medienpädagogischer
Ausbildung an den Schulen nur teilweise decken. Erfreulicherweise entstehen
trotzdem immer wieder tolle Projekte, die zeigen, wie groß die Begeisterung von
Kindern, Jugendlichen und Lehrern im Umgang mit Medien sein kann. Ich wünschte
mir, dass es dazu gleiche Möglichkeiten für alle Schulen gäbe.
2. Was ist heute in puncto Medienkompetenz wichtig
zu vermitteln?
Da sich das Mediennutzungsverhalten von Kindern
und Jugendlichen in den vergangenen Jahren grundlegend verändert hat, reagiert
natürlich auch die Medienpädagogik auf diese Entwicklung. An erster Stelle
steht dabei das Internet, nicht zuletzt, da auch die klassischen Medien, wie
Fernsehen und Radio mit ihren Onlineangeboten dort zu finden sind. Verstärkt
wird dieser Trend durch die Möglichkeiten der mobilen Internetnutzung, zum
Beispiel mit Smartphones. Diese sind mittlerweile auch in den niedrigeren
Preisklassen zu finden, sodass auch Kinder und Jugendliche sich diese leisten
können. Medienkompetenzvermittlung steht hier vor der Aufgabe, die Jugendlichen
nicht nur fit im Umgang mit den neuen Medien zu machen, sondern für eventuelle
Gefahren und Probleme zu sensibilisieren. Außerdem ist es wichtig, sich über
neue Entwicklungen rechtzeitig zu informieren, um der Erfahrungswelt der jungen
Zielgruppe nicht hinterherzuhinken. Grundsätzlich sollen Kinder und Jugendliche
nicht nur kompetente Nutzer der Medien werden, sondern vor allem auch kritische
Nutzer, die in der Lage sind, Medienangebote auch zu hinterfragen. Hierin liegt
meiner Meinung nach einer der Hauptaufgaben der Medienpädagogik.
3. Medienpädagogen sind der Überzeugung, dass
vermittelte Medienkompetenz das Leben der SchülerInnen positiv in Lernbereitschaft
und Selbstbewusstsein beeinflusst. Wie sehen Sie das?
Mit der Vermittlung von Medienkompetenz
werden auch andere Kompetenzen gefördert, etwa die Partizipationskompetenz oder
die soziale Kompetenz der TeilnehmerInnen. So lernen sie beispielsweise innerhalb
eines Videoprojektes im Team zu arbeiten, aufeinander Rücksicht zu nehmen und
die besonderen Talente jedes/er Einzelnen zu erkennen und für das Gesamtprojekt
zu nutzen. So kann es sein, dass z.B. ein sonst eher ruhiger Schüler als
Moderator vor der Kamera alle anderen überrascht oder eine Teilnehmerin ihre
technischen Talente bei der Kamerabedienung entdeckt. Außerdem stelle ich immer
wieder fest, dass bei solchen Projekten neben der Medienkompetenz auch die
fachliche Kompetenz gestärkt wird. So behalten Jugendliche und Kinder
beispielsweise den Lesestoff eines Buches viel länger, wenn dieser in Form
eines Hörspieles gemeinsam aufgenommen wurde.
4.
Warum halten Sie Medienkompetenz als unabdingbar
für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen?
Jede Epoche in der Menschheitsgeschichte hat
ihre ganz eigenen Kommunikationsformen hervorgebracht, denken Sie
beispielsweise an die Erfindung des Buchdruckes oder später des Morseapparates.
Heute ist das vorwiegend das Internet oder auch die Mobiltelefonie. Wenn ich
Kinder und Jugendliche befähigen will, später einmal möglichst selbstständig
ihr Leben gestalten zu können, komme ich um eine fundierte
Medienkompetenzvermittlung nicht herum. Das ist schon deshalb wichtig, um allen
Heranwachsenden die gleiche Chance zu geben, mit modernen Kommunikationsmitteln
umgehen zu können. Außerdem ist dies eine Grundvoraussetzung, um einmal auf dem
Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein.
Andreas Golinski, hat die Medien von
der Pike auf studiert. Er arbeitete für den MDR als auch als freier Mitarbeit
der Deutsche Welle TV im US-Außenstudio Washington-DC. Heute ist er als freier
Journalist und Medienpädagoge – mit seiner Firma go4media – auch für Schulen tätig.
In seinem privaten Blog http://www.surf-scout.net schreibt
Andreas Golinski über Fragen oder die neuesten Entwicklungen im WWW.